Besuch des Int. FK-Treffen in Cussac-Médoc vom 1.-3. August 2019

 Am 1. August machte ich mich in der Früh auf Richtung Frankreich. Genauer: Fort Médoc in Cussac-Médoc. Bordeaux und die ganze angrenzende Region sind durch den Weinbau in der ganzen Welt bekannt. Knapp 950 km lagen vor mir. Die Sportfreunde Hans Ganz und Heinz Gerber mit Eckhard Bähschnitt (D) sowie Petar Brlošić und Miroslav Živković (beide HR) haben sich im Emmental getroffen und sind ebenfalls in diese Richtung unterwegs. Wobei die Sportfreunde aus Deutschland und Kroatien am Vortag bereits zum Teil weit über 1000 km gefahren sind.

Dank Bundesfeiertag in der Schweiz waren die Strassen fast leer und die Reise ging zügig voran. Rund 250 km vor dem Ziel trafen wir uns kurz auf einer Raststätte, um dann gleich wieder den Rest der Reise anzutreten. Kurz nach 16h fuhr ich auf das Gelände von Fort Médoc ein und wurde von den ersten französischen Kollegen begrüsst und eingewiesen.

Zelt und Käfige für die Tauben waren rasch aufgestellt und die Tiere konnten versorgt werden.

Der CFPCHV hat zu diesem Treffen eingeladen und wir waren natürlich gespannt, wie das Fluggelände und die Bedingungen zum Fliegen waren. Deshalb wollten wir rasch die Umgebung rekognoszieren.

Das Camp mit den Zelten und Camper war etwas ausserhalb des Forts. Über den Wassergraben und durch das Haupttor gelangte man in den Innenhof, der auf der Rückseite an den fjordähnlichen Auslauf der Flüsse Garonne und Dordogne in den Atlantik angrenzte. Während das Hauptgebäude vollständig erhalten ist und einen Teil des Museums beherbergt, sind Teile der ehemaligen Kaserne und Stallungen nur noch ansatzweise vorhanden. In dem paar weiteren erhaltenen Gebäude sind ebenfalls Teile des Museums untergebracht und die Mannschaft um Küchenchef Bruno Chevalier hatte hier ebenfalls die Möglichkeit, sich zu installieren. Im Innenhof war der Bereich, in welchem die Wettbewerbe stattfanden, grosszügig und vorbildlich markiert worden. Alles war top organisiert und vorbereitet. Emanuel André schaute, dass administrativ alles rund lief und etliche Mitglieder waren besorgt, dass der Flugbetrieb und die Einteilung der Wertungsrichter reibungslos funktionierten.

Unsere erste Einschätzung war, dass das Gelände mit dem Wasser, den seitlichen hohen Bäumen und dem einladenden grossen Dach des Hauptgebäudes nicht ganz einfach zum Fliegen war.

Ein erster kleiner Apéro brachte uns auf andere Gedanken und es wurde munter gefachsimpelt. Selbst das kurze Gewitter konnte die Stimmung nicht trüben.

Und mit dem Nachtessen waren alle Strapazen der Anreise vergessen und wir wussten, warum wir diesen langen Weg unter die Räder nahmen! Das Zelt war schon fast voll und wir wurden von Bruno und seiner Crew einfach sensationell bewirtet. Es würde den Rahmen der Berichterstattung extrem ausweiten, würde ich jeden Gang einzeln beschreiben. Aber eines kann ich sagen, das ging bis Samstagabend so nahtlos durch!

Am Freitag um ca. 9h wurden die Wettflüge gestartet. Hans Ganz machte den Anfang und prompt landeten zwei Orientalen in einem Baum. Heinz konnte sie zum Glück wieder abjagen.

Es zeigte sich bald, dass die Befürchtungen nicht so schlimm waren und die Bäume, Gebäude in genügend grossem Abstand standen und den Tauben eher als Leitlinie dienten. Es gingen nur wenige Tiere über die Bäume weg. Ein paar nutzten die Dächer zwar kurz zum Absitzen, kamen aber mehrheitlich problemlos zurück. Meine drei Stiche waren absolut nicht in Form. Die zweiwöchige Ruhezeit bedingt durch meinen Urlaub und die drei Tage vor dem Treffen reichten nicht, sie wieder in Schwung zu bringen. Zudem war ich mit füttern offensichtlich etwas zu sparsam. Kurze Flugzeiten und wenig Punkte waren das Ergebnis. Dafür sind alle Tiere wieder mit nach Hause gekommen.

Im Anschluss an die Gäste reihten sich die Teilnehmer aus Frankreich in der Starterliste ein. Ein Grossteil der Teilnehmer kannte ich nicht, da sie an ausländischen Treffen kaum anzutreffen sind. Auffallend, dass der CFPCHV über eine verhältnismässig junge dynamische Truppe verfügt. Es wurden etliche sehr schöne Stiche präsentiert. Neben der «National-Rasse» Culbutant français (Französische Purzler), wurden Kelebek, Birmingham, Takla usw. vorgeflogen.

Die Wettkämpfe verliefen ruhig und planmässig. Der zeitliche Rahmen hätte für paar Stiche mehr gereicht. Insbesondere war die Teilnahme aus Deutschland mit nur einen Teilnehmer sehr schwach. Dies ist nicht zuletzt dem Umstand geschuldet, dass in Bernbeuren (D) die Teilnahme von französischen Kollegen ausblieb.

In diesem fehlenden Austausch sehe ich eine gewisse Gefahr, dass Wissen und Erfahrung über den Zuchtstand einzelner Rassen, die Bewertung der Figuren und die Auslegung der EFU-WO-Regelungen zu wenig einheitlich ausgelegt werden. Ich wünsche mir hier einen besseren Austausch und hoffe, dass wir in den nächsten Jahren den einen oder anderen ausländischen Teilnehmer mehr an einem der Int. FK-Treffen in Europa antreffen. Dass es nicht immer passt und Prioritäten gesetzt werden müssen, ist verständlich. Mit den geographischen Standortwechsel der Austragungsorte innerhalb eines Landes ergeben sich Risiken und Chancen. Mit der Wahl von Bordeaux war der CFPCHV das Risiko eingegangen, dass weniger Teilnehmer aus dem Ausland anreisen. Hat dafür die Chance den Ausrichtern gegeben, sich und die Region zu präsentieren und so den Flugtaubensport an einem Ort zu präsentieren, wo dies vielleicht nicht so oft der Fall ist.

Diese Chance wurde vollumfänglich genutzt und die Organisatoren haben ein grosses «Chapeau» mehr als nur verdient.

Der Abschluss am Samstagabend mit Rangverkündigung vor der Kulisse des Fort Médoc. Den schönen Preisen – welche zum Teil wiederum von Capucine Caron, der jungen sympathischen Kassierin vom CFPCHV – handgefertigt wurden. Dem Apéro und anschliessendem Nachtessen in einem nahegelegenen Weinkeller, machten die lange Anreise mehr als wett.

Mit diesen großartigen Erfahrungen im Gepäck, wurde am Sonntagmorgen in der Früh wiederum die Heimreise angetreten. Zugegeben, jeder von uns wäre am liebsten noch geblieben. Deshalb hiess es nicht Adieu sondern au revoir!

PS. Der 79-jährige Schwager von Hans Ganz hat über 250 km mit dem E-Bike zurückgelegt, um Hans einen Besuch abzustatten. Dies ist ein weiteres «Chapeau» wert!

Bericht und Bilder von Christian Wingeier

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